Der dänische Militärische Nachrichtendienst (Forsvarets Efterretningstjeneste, FE) hat am Dienstag eine aktualisierte Einschätzung der Bedrohung durch Russland für Dänemark und das Königreich Dänemark veröffentlicht. Der Bericht zeichnet ein düsteres Bild einer sich rasch verschärfenden Sicherheitslage, in der Russland massiv aufrüstet und sich auf einen möglichen Konflikt mit der NATO vorbereitet.
Russlands Aufrüstung auf Hochtouren
Seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 hat Russland eine umfassende militärische Aufrüstung und Reform seiner Streitkräfte eingeleitet. Laut FE hat sich dieser Prozess im Jahr 2024 weiter intensiviert, wobei Russland erhebliche Unterstützung von Verbündeten wie China, Nordkorea und dem Iran erhalten hat. Diese Entwicklung hat Russland die Fähigkeit gegeben, seine militärische Schlagkraft in einem bisher nicht dagewesenen Ausmaß wiederherzustellen.
Vorbereitungen auf einen Konflikt mit der NATO
FE bewertet, dass Russland sich selbst in einer direkten Konfrontation mit dem Westen sieht. Obwohl der Kreml noch keine Entscheidung getroffen hat, einen Krieg gegen die NATO zu beginnen, baut Russland seine Kapazitäten dafür aus.
„Russland möchte derzeit Aktionen vermeiden, die die NATO-Beistandsklausel nach Artikel 5 auslösen könnten, aber dies könnte sich ändern, wenn das Kräfteverhältnis zugunsten Russlands kippt“, warnt FE in seinem Bericht.
Laut der Einschätzung wird Russland innerhalb der nächsten sechs Monate in der Lage sein, einen lokalen Krieg gegen ein Nachbarland zu führen. Innerhalb von zwei Jahren könnte das Land eine ernsthafte Bedrohung für NATO-Staaten darstellen, insbesondere in der Ostseeregion. Und innerhalb von fünf Jahren könnte Russland potenziell die Kapazität für einen groß angelegten Krieg in Europa haben – insbesondere, wenn sich die USA nicht direkt in den Konflikt einmischen.
Zunehmende Spannungen in der Arktis
Die globalen Spannungen zwischen Russland, China und den USA haben sich auch auf die Arktis ausgeweitet, wo Russland zunehmend aggressives Verhalten zeigt. FE betont, dass Russland die Region strategisch priorisiert und eine militärische Aufrüstung durchführt, die die Stabilität in diesem Gebiet gefährden könnte.
Was bedeutet das für Dänemark und das Königreich Dänemark?
Obwohl derzeit keine unmittelbare Bedrohung durch einen russischen Militärangriff auf Dänemark besteht, schätzt FE, dass sich die Lage mit Russlands zunehmender Aufrüstung und konfrontativer Außenpolitik verändern könnte. Grönland und die Färöer-Inseln werden hauptsächlich im nordamerikanischen strategischen Kontext gesehen, sodass Russland diese Gebiete zunächst nicht als Teil eines europäischen Konflikts betrachten dürfte.
Der Bericht von FE unterstreicht jedoch, dass Dänemark und seine Verbündeten sich auf eine sicherheitspolitische Realität einstellen müssen, in der Russland langfristig eine ernsthafte militärische Bedrohung darstellen könnte. Dies bedeutet, dass sowohl die NATO als auch die dänische Verteidigung sich auf eine potenziell instabilere Zukunft vorbereiten müssen.
Erhöhte Wachsamkeit erforderlich
Die neueste Einschätzung des dänischen Militärischen Nachrichtendienstes sendet eine klare Botschaft: Russland rüstet auf, und das Bedrohungsniveau für den Westen steigt. Ob dies zu einem direkten Konflikt mit der NATO führen wird, hängt von der weiteren Entwicklung in der Ukraine und der Fähigkeit des Westens ab, seine militärische Abschreckung aufrechtzuerhalten.
FE fordert weiterhin erhöhte Wachsamkeit gegenüber der Entwicklung und eine Stärkung der dänischen Verteidigungskapazitäten im Einklang mit den wachsenden sicherheitspolitischen Spannungen.